Die Chancenungleichheit im Bildungssystem zwischen Schüler:innen mit hohem sozioökonomischen Status und solchen mit niedrigem sozioökonomischen Status ist ein großes Problem. Sie ist nicht nur ungerecht für die Betroffenen, sondern lässt auch Potenziale in der Gesellschaft ungenutzt. Kinder von Eltern mit hohem sozioökonomischen Status haben bei gleichen kognitiven Fähigkeiten im Durchschnitt einen höheren Bildungserfolg als Kinder aus weniger wohlhabenden Familien. Privilegierte Familien verfügen über mehr Ressourcen, um die Bildung ihrer Kinder zu fördern, indem sie ihnen z.B. Einzelnachhilfe finanzieren oder die Teilnahme an bestimmten Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten ermöglichen. Vergrößern oder verkleinern Zulassungstests diesen möglichen Wettbewerbsvorteil?

Hohe Prüfungsgebühren, die Notwendigkeit einer umfangreichen Vorbereitung und die Wiederholbarkeit verstärken die Ungleichheit der Chancen. Bewerber:innen mit niedrigem sozioökonomischen Status könnten beispielsweise durch hohe Prüfungsgebühren ausgeschlossen werden. Bewerber:innen mit hohem sozioökonomischen Status verfügen über mehr Ressourcen (Zeit und Geld) für die Vorbereitung. Und schließlich ist es wahrscheinlicher, dass Bewerber:innen mit sozioökonomischen Status einen trainierbaren Test mehrmals absolvieren, bis die Ergebnisse gut sind, während dies Teilnehmenden mit weniger Geld nicht möglich ist.

Wie können Zulassungstests also fairer werden? Drei Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit für Bewerber:innen mit niedrigerem sozioökonomischen Status:

  1. Niedrige Gebühren für die Prüfungsteilnehmenden: Dies kann dadurch erreicht werden, dass sich die Hochschulen oder andere Organisationen an den Kosten der Tests beteiligen und sie nicht allein den Teilnehmenden in Rechnung stellen. In Deutschland dürfen die Hochschulen einen Test nur dann verwenden, wenn die Gebühren 100 Euro brutto nicht übersteigen.
  2. Geringe Trainierbarkeit: Ein Testanbieter kann Itemformate verwenden, die stabile Fähigkeiten messen und in empirischen Studien wenig Trainingseffekt zeigen. Darüber hinaus sollten Anbieter von Tests kostenlose Musteritems oder Mustertests zur Vorbereitung zur Verfügung stellen.
  3. Begrenzte Wiederholbarkeit: Die Wiederholbarkeit kann begrenzt werden, z.B. auf eine maximale Anzahl von Wiederholungen in einem bestimmten Zeitraum.
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