Ein Studium in einer Fremdsprache ist in der Regel schwieriger als ein Studium in der eigenen Muttersprache. Glücklicherweise verbessern die meisten Studierenden ihre Sprachkenntnisse während des Studiums und schließen es erfolgreich ab. Vor dem Studium können Nichtmuttersprachler:innen jedoch Schwierigkeiten haben, ihr volles Potenzial in einem Auswahlverfahren zu zeigen.

Was können wir also tun, um die Zulassungsbedingungen für Nichtmuttersprachler:innen fairer zu gestalten? Es wäre äußerst schwierig, einen Zulassungstest in allen potenziellen Muttersprachen der Bewerber:innen anzubieten. Auch der Verzicht auf verbale Aufgabenformate ist keine Option, da verbale Fähigkeiten in vielen Studiengängen als wichtig erachtet werden.

Im Folgenden werden drei Ansätze vorgestellt, mit denen die Fairness für Nichtmuttersprachler:innen verbessert werden kann:

1. Reduzierung der Sprachanforderungen auf das für die Aufnahme in ein Studium erforderliche Niveau

Eine Möglichkeit zur Gewährleistung der Fairness für Nichtmuttersprachler:innen ist das Reduzieren der Sprachanforderungen, auf ein Niveau, das auch für die Aufnahme in ein Studium erforderlich ist; meist B1 oder B2 gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Dies kann erreicht werden, indem entsprechende Vorgaben für die Entwicklung der Testaufgaben erarbeitet und festgelegt werden. Darüber hinaus können die Testentwickler:innen darin geschult werden, einfache Formulierungen zu verwenden und unnötig komplizierte Sprache und Begriffe zu sowie kulturelle Vorurteile zu vermeiden.

2. Den Test in mehr als nur einer Sprache anbieten

Wenn der Test in mehr als einer Sprache angeboten wird, können mehr Bewerber:innen den Test in einer Sprache ablegen, in der sie ein hohes Sprachniveau haben. Der Betriebswirtschaftstest ITB-Business wird zum Beispiel in Deutsch, Englisch und Französisch angeboten; der Schweizer Test für die Zulassung zum Medizinstudium (EMS) in Deutsch, Französisch und Italienisch.

3. Verwendung spezieller Aufgabenformate

Mithilfe spezieller Aufgabenformate können verbale Fähigkeiten gemessen werden, ohne dass eine gute Kenntnis der jeweiligen Testsprache erforderlich ist. Eines dieser Aufgabenformate ist die Analyse von fiktiven Sprachen. Bei diesem Aufgabenformat werden sehr einfache Sätze samt ihrer Übersetzung in einer fiktiven Sprache vorgegeben. Aus diesen lässt sich sowohl die Bedeutung als auch die Grammatik der fiktiven Sprache erschließen. Auf Basis dieser Information müssen anschließend Fragen zu dieser Sprache beantwortet oder die Bedeutung neuer Wörter erschlossen werden. Ein solches Aufgabenformat mit der Bezeichnung „Sprachstrukturen erkennen“ haben wir beispielsweise in den Test für Ausländische Studierende (TestAS) implementiert.