Auch wenn die berufliche Entwicklung als lebenslanger Prozess verstanden werden kann und sollte, so stehen insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene vor einer weitreichenden Entscheidung: der (erstmaligen) Studien- bzw. Berufswahl. Doch wie wird diese wichtige Entscheidung getroffen?
Wie läuft die Entscheidungsfindung ab?
Vereinfacht dargestellt gehen entscheidungstheoretische Ansätze davon aus, dass Studieninteressierte bzw. Berufswähler sich zunächst ihrer Situation bewusst werden und eine Entscheidungsnotwendigkeit anerkennen müssen: Sie sind nach ihrem Schulabschluss mit einer sich stetig verändernden (Berufs-)Welt konfrontiert und möchten eine für sie passende Studien- bzw. Berufswahl treffen. Ausgehend von der Selbsterkenntnis eigener Interessen und Fähigkeiten werden in einer Phase der Exploration Informationen zu Studiengängen bzw. (Ausbildungs-)Berufen gesammelt. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Alternativen werden bewertet und münden in einer mehr oder minder rationalen Handlungsentscheidung für einen Studiengang bzw. Beruf. Dabei können unterschiedliche Strategien zur Anwendung kommen (z. B. das Optimierungskalkül, die Wahl zu treffen, welche auf Basis des eigenen Wissens individuelle Interessen und Fähigkeiten am besten berücksichtigt). Abschließend muss die getroffene Wahl beginnend mit dem Bewerbungsprozess fristgerecht realisiert werden.
Welche Faktoren beeinflussen den Entscheidungsprozess?
Der skizzierte Entscheidungsprozess wird durch endogene (innere) Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht, Intelligenz, Eignung) und exogene (äußere, d. h. außerhalb des persönlichen Einwirkungsbereichs liegende) Faktoren beeinflusst, die zum hohen Komplexitätsgrad der Entscheidung beitragen: So wird häufig erwartet, dass sich die Studien- bzw. Berufswahl unmittelbar an die Schulzeit anschließt, woraus ein gewisser Zeitdruck resultiert. Unklare oder konkurrierende Zielvorstellungen auf Seiten der wählenden Person, aber auch die dynamische Berufs- und Arbeitswelt erschweren eine Orientierung im „Informationsdschungel“ und eine Einordnung der verfügbaren Handlungsoptionen. Externe Vorgaben und Ziele von Universitäten und Ausbildungsbetrieben (z. B. Zugangsvoraussetzungen, begrenzte Studienplätze) müssen berücksichtigt werden und schränken ggf. den Entscheidungsraum ein. Die Bedeutsamkeit und Komplexität der Entscheidung erhöht außerdem die Wahrscheinlichkeit von Feedbackschleifen, sodass der Entscheidungsprozess als nicht linear verstanden werden sollte und eine Umkehrbarkeit bestimmter Prozessschritte möglich ist. Nicht zuletzt unterliegt die Entscheidungsfindung zufallsbedingten Einwirkungen sowie dem Einfluss mehrerer Personen wie z. B. der Peer-Group, Familie und Lehrpersonen. Diese sind mit ihren eigenen Vorstellungen, Meinungen und informationellen Ressourcen an der Studien- bzw. Berufswahl beteiligt. Insgesamt handelt es sich also um eine vielschichtige Problemsituation, die durch verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten in einem komplexen Umfeld bei gleichzeitig fehlenden oder nur bedingt vorhandenen Erfahrungen der wählenden Person gekennzeichnet ist.
Dieser Umstand wirft die Frage nach Unterstützungsangeboten bei der Studien- und Berufswahl auf. Welche Ressourcen Jugendlichen und jungen Erwachsenen u. a. zur Verfügung stehen und wie Hochschulen Studieninteressierte bei der Studien- und Berufswahl Orientierung geben können, lesen Sie hier: