Laut dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19.12.2017 muss in Studiengängen, die einer bundesweiten Zulassungsbeschränkung unterliegen, ein weiteres, von der Abiturnote unabhängiges Kriterium der Studienplatzvergabe berücksichtigt werden. Für den Studiengang Pharmazie entwickelten die Universitäten Freiburg, Heidelberg und Tübingen gemeinsam mit dem Institut für Test- und Begabungsforschung der ITB Consulting GmbH den PhaST (Pharmazie-Studieneignungstest) als fachspezifischen Studieneignungstest. 2020 wurde der Test eingeführt und steht seitdem deutschlandweit allen Universitäten zur Verfügung.
Eine Kooperation der besonderen Art
Die Kooperation der Hochschulen mit dem ITB zeichnete sich von Anfang an durch produktive Zusammenarbeit aus. Gemeinsam konzipierten wir den gesamten Fragenpool, auch die Aufgabengruppen wurden in enger Abstimmung ausgewählt. Die fortlaufende Entwicklung des Eignungstests wird ebenfalls durch alle Verbundpartner gemeinsam vorangetrieben. Die Testungen werden vom Institut für Test- und Begabungsforschung organisiert und evaluiert, doch auch hier sind die Hochschulen unmittelbar beteiligt, da der PhaST an den Universitäten Freiburg und Tübingen von Anfang an durchgeführt wird.
Genutzt werden die Ergebnisse dann von den Universitäten, die Teilnehmenden können ihr Ergebnis bei ihrer Bewerbung auf einen Studienplatz bei der Stiftung für Hochschulzulassung einreichen und so ihre Chancen auf den Erhalt eines Studienplatzes an ihren Wunschuniversitäten verbessern. Die in allen Aspekten gemeinschaftliche Planung, Umsetzung, Durchführung und Entwicklung des PhaST von mehreren Hochschulen und dem Institut für Test- und Begabungsforschung, das kooperative Arbeiten und Entwickeln über verschiedene Institutionen, welches zudem durch regelmäßige, gemeinsame Konferenzen geprägt wird, verleiht dem PhaST ein Alleinstellungsmerkmal unter Tests seiner Art.
PhaST in der Landesstrategie Eignung und Auswahl
An den Universitäten wird der PhaST im Rahmen der Landesstrategie für Eignung und Auswahl des Landes Baden-Württemberg gefördert. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg unterstützt in den Förderlinien des Fonds Erfolgreich Studieren in Baden-Württemberg (FESt-BW) und insbesondere in der Landesstrategie verschiedene Projekte, Maßnahmen und Einrichtungen. In einer Fördertranche der Jahre 2019–20 werden fünf Förderlinien unterstützt, eine davon ist die Förderlinie Eignung und Auswahl, in die sich der Pharmazie-Studieneignungstest einfügt. Ziel der Förderlinie ist es, geeignete Verfahren zur Feststellung der Eignung von Bewerber*innen oder Studieninteressierten zu etablieren und zu identifizieren. Auch Voraussetzungen der Qualitätssicherung sollen geschaffen werden. In der Landesstrategie soll Anforderungen, die das Hochschulgesetz stellt, nachgekommen werden.
PhaST erobert Deutschland
Der Studiengang Pharmazie wird deutschlandweit an 22 Standorten angeboten, insgesamt stehen 1835 Studienplätze zur Verfügung. An all diesen Standorten ist der PhaST der einzige aktuell verwendete Studieneignungstest, der speziell für den Studiengang Pharmazie konzipiert wurde. Seit der Testeinführung 2020 wird der PhaST an den drei Gründeruniversitäten Freiburg, Tübingen und Heidelberg eingesetzt, wo er im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) zu 30 % gewichtet wird. In der Zentralen Eignungsquote (ZEQ), durch die 10 % der Studienplätze vergeben werden, hat der PhaST ebenfalls eine große Bedeutung und wird an der Universität Heidelberg zu 100 % gewichtet.
Zur Studierendenauswahl im Wintersemester 2021 nutzten zudem die Universitäten Saarbrücken und Frankfurt den PhaST zur Studierendenauswahl, weitere Universitäten haben den Pharmazie-Studieneignungstest bereits bei der Stiftung für Hochschulzulassung als Kriterium der Studienplatzvergabe zum Wintersemester 2022 angegeben. Zudem tendieren weitere Hochschulen stark zur Anwendung des PhaST, er wurde hier jedoch noch nicht offiziell als Kriterium bei der Stiftung für Hochschulzulassung bestätigt. Fest steht jedoch, dass mindestens 14 der 22 Pharmaziestandorte den PhaST mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zum Wintersemester 2022 berücksichtigen werden. Damit ist der PhaST der meistgenutzte Studieneignungstest im Fach Pharmazie und repräsentiert bundesweit das bedeutendste Kriterium der Studienplatzvergabe in diesem Fach neben der Abiturnote.
Erste Erfolge und Qualität
Nach der erfolgreichen Einführung des PhaST im Jahr 2020, trotz pandemiebedingter Beschränkungen und kurzfristigen Planungsänderungen mit 273 Testteilnehmenden, ist der PhaST im Jahr 2021 in die zweite Runde gestartet. 392 Studienplatzbewerber*innen nahmen an einem von 4 Testterminen teil. Auch die Akzeptanz der Testteilnehmenden wurde erfragt: Bei den Bewerbenden trifft der PhaST auf eine hohe Akzeptanz (M= 4.57, SD =.75 auf einer 6-stufigen Likert-Skala), die die Akzeptanzbeurteilungen anderer Studieneignungstests übertrifft. Zudem kann mit Studienleistungen von Teilnehmenden einer Erprobungsstudie der Universität Tübingen 2019 an 272 Studierende, 123 davon Studierende des ersten Semesters, die Validität des PhaST nachgewiesen werden. Der PhaST stellt einen besseren Prädiktor des Studienerfolgs als die Abiturnote dar und kann einen größeren Teil der Varianz in Studienleistungen aufklären als Schulleistungen.
Evaluation und Perspektive
Seit Projektbeginn ist der PhaST herangewachsen zu einem validen und von Teilnehmenden akzeptierten Kriterium der Studienzulassung im Fach Pharmazie. Er nimmt damit eine bedeutende Stellung in der bundesweiten Pharmazie-Landschaft ein, alle Forderungen und Verpflichtungen, die im Rahmen der Förderung gestellt wurden, konnten erfüllt werden. Mittelfristig wollen wir den Aufgabenebenpool des Pharmazie-Studieneignungstests noch erweitern. Zudem wird aktuell intensiv an einem detaillierten Online-Self-Assessment gearbeitet, welches im Rahmen eines Informationsportals zum Studiengang Pharmazie angeboten werden soll. Hierbei vernetzt sich der PhaST mit dem Studierendenauswahlverfahren Psychologie (STAV-Psych), indem das neue Online-Self-Assessment sich an dem des STAV-Psych orientiert.
Haben Sie weitere Fragen zum PhaST? Weitere Auskünfte erteilen Clara Schütte, Universität Heidelberg sowie Arvid Hofmann, Institut für Test- und Begabungsforschung