Sollten wir Persönlichkeitstests in die Zulassung zum Hochschulstudium einbeziehen?

Zulassungsverfahren stützen sich seit langem auf kognitive Eignungstests und bisherige akademische Leistungen. Diese Instrumente sind gut validiert und effektiv – aber reichen sie aus?

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit, Ausdauer und Teamorientierung einen wesentlichen Beitrag zum akademischen und sozialen Erfolg von Studierenden leisten. Da Bildungseinrichtungen bestrebt sind, die Abbruchquoten zu reduzieren und das Wohlbefinden der Studierenden und die Vielfalt zu verbessern, wird an Hochschulen zunehmend über den Einsatz von Persönlichkeitstests diskutiert.

Diese Gründe sprechen dafür, Persönlichkeitsmerkmale bei der Zulassung zu berücksichtigen:

  • Bessere Vorhersagen: Merkmale wie Gewissenhaftigkeit und Offenheit sind zuverlässige Prädiktoren für die akademische Leistung.
  • Mehrwert: In Kombination mit kognitiven Tests können die Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale die Vorhersagekraft erheblich steigern (von 18 % auf fast 28 % der Varianz, die durch den Notendurchschnitt erklärt wird).

Aber wo liegen die Grenzen?

  • Vortäuschen: Natürlich können Bewerbende ihre Antworten in entscheidenden Auswahlsituationen gezielt anpassen zurechtlegen. Tools wie Forced-Choice-Formate und Situationsbeurteilungstests können hier helfen, aber das Risiko nicht vollständig beseitigen.
  • Kulturelle Fairness: Persönlichkeitstests müssen sorgfältig validiert werden, um kulturelle oder sprachliche Verzerrungen zu vermeiden.

Was bedeutet das für Bildungseinrichtungen?

Persönlichkeitsmessungen sind kein Ersatz für traditionelle Zulassungsinstrumente – aber sie können eine wertvolle Ergänzung sein. Wenn sie transparent und verantwortungsbewusst eingesetzt werden, können sie dabei helfen, Bewerbende mit nicht-kognitiven Stärken zu identifizieren, die sich durchsetzen und durchhalten können – insbesondere in Programmen mit hoher Fluktuation oder kollaborativen Lernumgebungen.

Weiterführende Literatur

  • Mammadov, S. (2022). Big Five personality traits and academic performance: A meta-analysis. Journal of Personality, 90(2), 222–255.
  • McAbee, S.T., & Oswald, F.L. (2013). The criterion-related validity of personality measures for predicting GPA: A meta-analytic validity competition. Psychological Assessment, 25(2), 532–544.
  • Poropat, A.E. (2009). A meta-analysis of the five-factor model of personality and academic performance. Psychological Bulletin, 135(2), 322–338.

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