Untergräbt Testvorbereitung die Chancengleichheit bei der Hochschulzulassung?

In der laufenden Debatte über die Fairness von Zulassungsverfahren wird der Notendurchschnitt im Abitur häufig kritisiert. Wohlhabendere Familien können es sich leisten, ihre Kinder auf leistungsstarke Schulen zu schicken, ihnen zusätzliche Unterstützung zukommen zu lassen, Beziehungen zu Lehrern aufzubauen und in Nachhilfe zu investieren – all dies kann zu besseren Schulnoten führen, selbst wenn die Begabung gleich ist.

Wie die UNESCO (2006) feststellte, kann die privatisierte Nachhilfeindustrie den Bildungssystemen schaden, indem sie die Chancengleichheit untergräbt.

Zulassungstests hingegen werden oft als Mittel zur Förderung der Fairness angesehen, da sie als objektive Maßstäbe für Talent dienen sollen. Die Testvorbereitungsindustrie gibt jedoch Anlass zur Sorge: Wohlhabendere Bewerber können mehr Mittel in die Testvorbereitung investieren, was die Ergebnisse möglicherweise verzerrt und die Chancengleichheit beeinträchtigt. Aber wie signifikant sind die Auswirkungen der Testvorbereitung?

Hier sind einige wichtige empirische Ergebnisse:

🔵 Geringe positive Auswirkungen der Testvorbereitung wurden bei Tests wie dem Scholastic Aptitude Test (SAT), dem American College Testing (ACT) und dem Test für medizinische Studiengänge (TMS) festgestellt.

🔵 Für den Graduate Test for Economics and Social Sciences (GTEBS) wurden geringe negative Korrelationen zwischen Vorbereitungszeit und Testergebnis festgestellt.

🔵 Es wurden keine signifikanten Korrelationen zwischen der Testvorbereitung und den Ergebnissen bei fachspezifischen komplexen Problemlösungsaufgaben (z. B. Analyse von Grafiken und Tabellen mit fachspezifischem Inhalt) festgestellt.

🔵 Die Wirksamkeit der Testvorbereitungsmethoden ist unterschiedlich: Für den TMS war die Vorbereitung mit Büchern effektiver als der Besuch von Vorbereitungskursen.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Auswirkungen der Testvorbereitung oft viel geringer sind als von den Anbietern von Vorbereitungskursen behauptet – und in einigen Fällen möglicherweise gar nicht existieren. Nach den derzeitigen Erkenntnissen scheinen Zulassungstests die Chancengleichheit nicht durch Testvorbereitungseffekte zu beeinträchtigen.

Dies ist jedoch nicht das Ende der Geschichte. Laufende Forschung ist unerlässlich. In einem aktuellen Projekt befragen wir die Testteilnehmer direkt zu ihrem sozioökonomischen Status, um besser zu verstehen, ob und wie Zulassungstests die Chancengleichheit beeinflussen. Die ersten Ergebnisse aus diesem Projekt werden im Laufe des Jahres 2025 vorliegen.

Weitere News: