Längsschnittstudie mit dem Institut für Medizindidaktik des Universitätsklinikums Bonn
Im Studium vermitteln Hochschulen Fachkenntnisse und überfachliche Kompetenzen, die im Berufsleben hilfreich sind. Doch was macht das Studium über die Vermittlung von Kenntnissen und Kompetenzen hinaus mit den Studierenden? Wie entwickeln sich Motivation, emotionale Kompetenzen, Interessen und Zielsetzungen im Studienverlauf? Das Institut für Medizindidaktik des Universitätsklinikums Bonn führt unter der Leitung von Prof. Tobias Raupach zu diesen Fragen eine Längsschnittstudie mit Studierenden der Medizin an verschiedenen Standorten durch, in Kooperation mit dem Institut für Test- und Begabungsforschung: „Transformation von Emotions- und Motivationsfaktoren bei Medizinstudierenden im Studienverlauf“ (TEMMS).
In der Studie stehen Motivation, Ziele und emotionale Kompetenzen im Mittelpunkt. Es werden unter anderem verschiedene Facetten der Leistungsmotivation mit dem Achievement Goal Questionnaire (AGQ) gemessen. So wird ermittelt, ob jemand eher den Fokus darauflegt, erfolgreich zu sein (approaching success), oder eher darauf, Misserfolg zu vermeiden (avoiding failure). Zudem wird untersucht, ob es primär um den Erwerb von Kompetenzen geht (mastery) oder um den Leistungsvergleich mit anderen (normative/performance).
Neben diesen Facetten der Leistungsmotivation werden Ziele und Motive für das Studium mit einem in Bonn entwickelten Motivfragebogen ermittelt. Auch die Entwicklung der emotionalen Kompetenz im Verlauf des Studiums wird unter die Lupe genommen, mit einem Leistungstest zur Emotionserkennung bei Gesichtern (Face-Based Emotion Matching Test FEMT) sowie mit verschiedenen Skalen von ITB-PESA. Als Moderatorvariablen werden zahlreiche Persönlichkeitseigenschaften betrachtet, worunter nachweislich berufsrelevante Kompetenzen wie Gewissenhaftigkeit, Arbeitsdisziplin, Aufgeschlossenheit und Neugier, Kontaktfreude oder auch Konsensorientierung fallen, die ebenfalls mit ITB-PESA erfasst werden.
Langfristig sollen die Ergebnisse der Studie dazu dienen, Faktoren zu identifizieren, die sich im Verlauf des Studiums positiv oder auch negativ auf verschiedene Aspekte der Motivation und auf die emotionale Kompetenz auswirken. Dabei werden unter anderem klassische und Modellstudiengänge miteinander verglichen. Die Erkenntnisse könnten dabei helfen, die Medizincurricula weiter zu optimieren und sind möglicherweise auch auf andere Studiengänge übertragbar.
Neben der Universität Bonn nehmen sieben weitere medizinischen Fakultäten aus verschiedenen Bundesländern an der Studie teil. Studierende der Medizin werden zu Beginn des Studiums befragt und füllen dann einmal jährlich die jeweiligen Fragebögen aus. Mit ersten Ergebnissen ist also erst in einigen Jahren zu rechnen, wenn mehrere Erhebungszeitpunkte stattgefunden haben. Wir freuen uns, dass wir das Institut für Medizindidaktik bei dieser Studie unterstützen können und warten mit Spannung auf die ersten Ergebnisse.